Dokument: Inhalt\ Darmstadt\ Guy Reibel
[Zurück]   [Vor]   [Hoch]   [Startseite]        Index

 

4.7 Guy Reibel


Guy Reibel

geboren 1936 in Strasbourg. Vielseitige Aktivitäten als Komponist, Klangforscher und Interpret elektroakustischer und vokaler/instrumentaler Musik. Professor für Klangforschung und elektroakustische Musik (als Nachfolger von Pierre Schaeffer), später für Komposition am Conservatoire de Paris. Autor von Standardwerken über elektroakustische Musik

(Solfège de l´objet sonore: Klangbeispiele zum Traité des objets musicaux von Pierre Schaeffer, in Zusammenarbeit mit Schaeffer und seiner Forschungsgruppe GRM; Les musique électroacoustiques, mit Michel Chion) und über neue Möglichkeiten der Improvisation ("invention musicale" - musikalische Erfindung als gemeinsame Basis von Komposition und Improvisation, am Beispiel von nach Kriterien einer neuen Musiklehre gruppierten verbalen und grafischen Animationsmodellen für Vokalgruppen: Jeux Vocaux). Animator zahlreicher musikalischer und musikpädagogischer Sendungen in Radio France sowie von Improvisationsprojekten mit Laien und professionellen Musikern. Aktivitäten als Dirigent, u. a. als Leiter des international renommierten Groupe Vocal de France, mit dem er über 100 zeitgenössische Chorwerke einstudierte (darunter Kompositionen von Ohana und Messiaen sowie sämtliche Vokalwerke von Ligeti). Von 1983 bis 1983 war Reibel als musikalischer Berater für die Pariser Cité de la Musique de la Villette tätig. Er war zuständig für den audiovisuellen und zeitgenössischen Bereich Musée des la Musique und entwickelte für diesen Zweck zusammen mit Patrice Moullet die Corps sonores de la Villette - vielfarbige Instrumentalskulpturen, die es ermöglichen, elektronische Klangspiele gestisch zu steuern.

Wichtige Kompositionen: Variations en étoile für Tonband und improvisierenden Schlagzeuger (Uraufführung mit Jean- Pierre Drouet); Rumeurs für Tonband und Massenchor (mit Francois Bayle); Suite pour Edgar Poe für Rezitator, imaginäre Chöre und elektronische Klänge; Granulation - Sillage elektroakustische Tonbandmusik; Quatre études de forme für Klavier und Tonband; Langages imaginaires für Vokalquartett, Instrumentalensemble und Tonband; Radiomanie für Schlagzeug und Sprecher; Les chambres de cristal Oper; Musaiques Konzert für Schlagzeug und Orchester; La Marseillaise des Mille, L´Hymne des Nations (Musik für Monumentalkonzerte im Invalidendom, Aufführungen Juli 1992 bzw. 1993)

Rudolf Frisius

Zu Guy Reibels workshop "Vokalimprovisation"

In langjähriger praktischer pädagogischer und professionell-interpretatorischer Arbeit hat der Komponist Guy Reibel neue Möglichkeiten einer frei gestaltenden, sich von der Reproduktion lösenden Musikpraxis, insbesondere der Vokalimprovisation entwickelt. Reibel orientiert sich in seinen musikpraktischen Modellen nicht an traditionellen Bestimmungen wie Melodie, Harmonie und Rhythmus sowie an deren neueren Entsprechungen, sondern am Innenleben des Klanges selbst - d. h. an der direkten Hörerfahrung der Beteiligten und ihrer Differenzierung in der Überschneidung von Musikerfindung und klanglicher Realisation. Die Vorschläge zum freien Musizieren, die Reibel in seinen Jeux Vocaux, einem Kompendium moderner Vokalpraxis und Vokalimprovisation, macht, erschließen Grundlagen nicht nur für moderne Vokalpraxis und Vokalpädagogik, sondern darüber hinaus für neue Möglichkeiten des Hörens und Realisierens vokaler, instrumentaler und elektroakustischer Musik. Reibel versteht seinen Ansatz als Versuch der Aufbrechung zementierter Trennungen zwischen Komponisten und Interpreten, zwischen Realisatoren und Hörern Neuer Musik.



Es gibt folgende untergeordnete Dokumente:


[Zurück]   [Vor]   [Hoch]   [Startseite]        [Index]   [Frisius-Homepage]