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1.2.14 PAIXDT.DOC


Rudolf Frisius: Iannis Xenakis, Pour la Paix

Musik und Technik - Musik und Krieg

1. Anfang: Vorspiel - Textanfang - 1. Signal 0´18-1´44

Vorspiel 1´00 - 16´´ Une guerre... massacre - 8´´ elektronische Klänge

(aufhören vor: Ici le cesse-de-feu)

2. Sprecherin 1:

Ein Krieg. In zerrissenen Sätzen, in Bildern, in Couplets.

Da ist er in seinem Grauen, der Krieg.

Grausamkeiten, Massaker, Folter; unendliches Leiden der Männer, der Frauen.

Wir sind irgendwo. Da, wo man henkt, erschießt, massakriert.

(dt. Text evtl. synchronisieren mit el. Klängen:

vorausgehendes Vorspiel 1´00, evtl. nur Schlußakzent - nachfolgende 8´´)

"Pour la Paix", "Für den Frieden": Ein Hörstück über den Krieg als Appell für den Frieden.

Verarbeitet sind Texte der französischen Schriftstellerin Francoise Xenakis - Fragmente aus ihren Büchern "Ecoute" ("Höre!") und "Et alors les morts pleureront" ("Und dann werden die Toten weinen"). Die ersten Worte des Textes verweisen darauf, wie diese Bücher und der aus ihnen entwickelte Hörspieltext konzipiert sind: In extrem verknappten Sätzen - in wechselnden Bildern - in einzelnen das Gesagte reflektierenden Passagen.

3. deutsch entsprechend (1´36 el) 1´44 Ici le cessez-de feu... - ... cheveux (Ch écoute - 2´58)

Sprecherin 1: 13´´

Jetzt ist die Feuerpause offiziell. Es ist die zweite in achtundvierzig Stunden.

Und sie wird genau so lange dauern wie die erste: einige Stunden.

Die da oben verlangen, daß die Waffen um 18 Uhr 45 schweigen sollen.

Sprecherin 1: 7´´

Jetzt kämpfen sie stumm mit dem Messer, und der Sand deckt sie zu.

Kleine Brüder - bedeckt von demselben Bettuch, dem Sand.

Sprecherin 2: 15´´

Fünf Jahre, sechs Jahre.

Sie kamen aus demselben Ort, und sie kannten sich besonders gut.

Damals, auf einem Fest, hatte man zwei Kinder gesucht,

die gleich groß waren und in Froschkostüme paßten - mit schwarzen und weißen Karos.

Sie trugen sie mit orangefarbenen Ohren aus Plastik - warum wohl?

Sprecherin 1: 10´´

Jetzt sind sie Kindersoldaten, jeder in ein anderes Lager gezwängt.

Sie hatten sich verloren.

Sie führen Krieg und töten,

aber jeder sucht den anderen, den er verloren hat - vor drei oder vier Jahren?

Sprecherin 2: 18´´

Höre den Wind in den Wipfeln der Bäume.

Den Wind, der die Toten zaust, deren Helme fortgerollt sind.

Den Wind, der die Gesichter streichelt und die Haare zaust.

evtl. el. Akzente einschneiden:

1´36-1´44 (Nr. 2) - 1´57-1´58 (Nr. 3) - 2´05-2´06 (Nr. 4) - 2´08-2´39 (unter Text "5 Jahre..."),

ab 2´35 hinzugeblendet Chorsequenz 1: "Ecoute..." bis 2´58

1´36 - 2´58 bzw. auf DAT ohne Text 1´15 - 1´21

Schon in den ersten Sätzen des Textes wird deutlich, daß es hier nicht um einzelne historische oder zeitgeschichtliche Ereignisse geht, sondern um Typisches, was man in zahllosen Kriegen immer wieder finden kann. Im Wechsel zwischen zwei Frauenstimmen folgen den einleitenden Sätzen kurze Textabschnitte mit wechselnden Impressionen und dann, daran anschließend, ein lyrisch kommentierender Text.

evtl. Wiederholung Sprecherin 2: 18´´

Zum Hörspieltext von Francoise Xenakis hat ihr Ehemann Iannis Xenakis, der 1922 geborene griechische Komponist, eine Musik komponiert, in der elektronische Klänge und Chorgesang sich miteinander verbinden.

Z: 1´36 el. - 1´44 Ici le cessez-le-feu... l´exigent - 1´57 el - 1´58 Alors... ...sable -

2´05 el. - 2´08 Cinq ans... ... quatre ans? - 2´35 Chor Ecoute... - 2´58 Chor Ende

1´36 - 2´58

Das Hörspiel beginnt mit einer heftigen elektronischen Einleitung, die hinführt zum ersten, zentralen Textwort: Une guerre - Ein Krieg.

Z (evtl.): evtl. aus dt. und franz. Fassung herauskopieren:

La guerre - Der Krieg

(in diesem Fall können beide Worten im Autorentext entfallen)

(evtl. vor den frz. Worten auch den vorausgehenden el. Akzent mitkopieren:

el. Akzent - Une guerre - Der Krieg)

Die beiden folgenden, berichtenden und bildhaft schildernden Textabschnitte über den Krieg hat Iannis Xenakis durch scharfe elektronische Akzente voneinander abgesetzt: Die Nachricht vom Waffenstillstand - den Satz über die jungen Kämpfer, die jetzt unter demselben Sand begraben liegen.

Z: 1´36 el - 1´44-1´57 Ici... ...l´exigent - 1´57-1´58 el - 1´58 - 2´05 Alors... ...sable - el. 1´´

Zwei Textabschnitte mit einrahmenden el. Akzenten 1´36 - 2´06

Feuerpause - begraben im Sand: Akzent - Ici le cessez-de-feu... ...de sable - Akzent

Im folgenden Text verändert sich der Ausdruck vollständig. Er erzählt eine Jugenderinnerung der beiden jungen Freunde, die der Krieg auseinandergerissen hat. Diese Erzählung verbindet Iannis Xenakis mit Musik.

Z (evtl): 2´06 Cinq ans... 2´08 el. dazu - 2´20 plastique orange

Zunächst hört man, als Untermalung der Jugenderinnerungen, leise, helle und le bhafte Klänge - im deutlichen Kontrast zu den zuvor gehörten massiven Geräuschen. Später wird Chorgesang eingeblendet. Der Chor singt einen Text, der gleichzeitig auch als Sprechtext von einer Frauenstimme rezitiert wird:

Sprecherin 2:

Höre den Wind in den Wipfeln der Bäume.

Den Wind, der die Toten zaust, deren Helme fortgerollt sind.

Den Wind, der die Gesichter streichelt und die Haare zaust.

Z: voriger Text mit Chor und elektronischen Klängen

hochblenden vor 2´35 Choreinsatz Ecoute (folgt 2´39 Texteinsatz Ecoute) bis 2´58 Chor Ende

(aufhören, notfalls herunterblenden vor folgendem elektronischem Akzent)

Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, wie stark sich im Anfangsteil des Stückes das Verhältnis zwischen Text und Musik verändert hat: Zu Beginn des Stückes hört man zunächst Text und Musik im jähen, brüsken Wechsel: Die Texte sprechen vom Krieg. Die scharfen, knappen elektronischen Akzente gliedern und kommentieren das Gesagte. Später, sobald von den Kindheitserinnerungen der beiden jungen Soldaten die Rede ist, ändert sich das Klangbild: Man hört Text und Musik gleichzeitig - die zarte Musik als Klangdekor zu den vom Text evozierten Bildern der Erinnerung. Sprache und elektronische Klänge unterstützen und beleuchten sich wechselseitig. - Später überlagert sich den elektronischen Klängen die lyrische Totenklage, in der Rezitation einer Frauenstimme und im Chorgesang. Sprache und Gesang verbinden sich miteinander.

Z (evtl.): 2´35 Choreinsatz, 2´39 Einsatz Frauenstimme: Ecoute

evtl. nur verkürzt: Ecoute - le vent - dans le haut des arbres. 2´35 - ca. 2´46

Dem lyrischen Chorgesang folgt ein jäher Kontrast: Ein elektronischer Akzent - ähnlich den früher gehörten Klangsymbolen des Krieges, von denen zuvor auch der Text gesprochen hatte. Jetzt aber steht ein schroffer Klang vollständig isoliert da - man versteht ihn jetzt auch ohne Verbindung mit einem Text.

Z: Akzent vor 1. Einsatz Männerstimme. Nr. 6, 2´59 bis 3´06

(in Version ohne Text: 2´21 - 2´28)

Der Text, der dem scharfen Klangakzent folgt, macht deutlich, daß der Ausdruck wieder schlagartig gewechselt hat: Eine Männerstimme ist zu hören, die eine zuvor begonnene Geschichte fortsetzt: Die Geschichte von den beiden jungen Soldaten. Den Anfang dieser Geschichte hatte zuvor eine Frauenstimme erzählt, untermalt von leisen, hellen Klängen. Jetzt, wenn eine Männerstimme die Erzählung fortsetzt, kehren diese Klänge wieder - und auch diesmal bleiben sie nur für kurze Zeit, gehen nach wenigen Sekunden über in die gesungene Totenklage des Chores. Mit dem Chorgesang ändert sich auch der Charakter der elektronischen Klänge - im Übergang zu nervösen, unruhigen Glissandi.

Sprecher 1: 30´´

Wenn er ihn träfe, würde er es ihm sagen:

In jedem Loch, an jeder Kreuzung sucht er ihn,

will er ihn abpassen, seinen Freund.

Wer kann am weitesten schwimmen?

Die Grotte.

Der Weg durch die Grotte -

und ihre Körper, blau vor Kälte, die sie gegeneinander preßten;

der Sand, den sie gerne niederrinnen ließen und der im Flaum der Haare steckenblieb;

einer von beiden, der den Spuren mit dem Finger folgte.

Ihre eingebildeten Ängste.

Z: 2´58 - 4´32

el. Akzent 6 2´58-3´06 - 3´06-3´35 Et si là... ... inventées - el. 7 3´35 und Chor 3´43-4´32

Wieder folgt dem Chorgesang ein scharfer, jäh kontrastierender elektronischer Akzent. Danach setzt eine zweite Männerstimme ein. Man kann sie in dieser Stelle verstehen als Stimme des gesuchten Freundes. Bald spricht sie von den Schrecken des gegenwärtigen Krieges, bald von den Erinnerungen an eine glückliche Jugendfreundschaft, bald von der Hoffnung, den Freund wiederzufinden.

Sprecher 2:

12´´

Müde. Ein langer, harter Marsch. Für nicht.

Als sie ankamen, hatten die meisten sich schon längst davongemacht.

Die Lagerfeuer waren schon lange kalt.

18´´

Er hatte sich von den anderen abgesetzt.

Er konnte nicht schlafen, mit dem Gesicht am Boden.

Tausend kleine Bilder ließ er an sich vorbeiziehen.

Der Hund.

Damals, bei der Nachtwache, hatte er bei seinem Freund auf der Terrasse geschlafen,

und sie hatten entschieden, daß sie dem kleinen Hund, der ins Haus gekommen war,

das Schwimmen beibringen wollten.

10´´

Und wenn ich ihn jetzt hier wiederfände?

Gestern, als es hieß, es gäbe einen Vereinigungsmarsch,

war ich fast sicher, daß er dort sein würde.

(evtl. el. Akzente auch in die deutsche Fassung einschneiden:

Vorakzent 8 4´32-4´34 - 9 4´46-4´50 - 10 5´08´5´17 - Textende etre la 5´28

Aufhören vor Einsetzen der neuen Klangfläche "Accroupie...")

Iannis Xenakis trennt auch hier die Textabschnitte deutlich durch scharf geschnittene Klangakzente.

Z: 4´32 el - 4´34 Fatigué - bis 5´28 etre la

Das nächste Klangbild führt jäh wieder in die grausame Gegenwart des Krieges zurück: Das Bild der Frau am wilden Fluß.

Sprecherin 1:

Kauernd, nah am wilden Fluß -

eine Frau wäscht ihr kleines Kind in einer Schale mit ruhigem Wasser.

Ihr rosa Rock ist zwischen den Beinen weit ausgespannt - eine Hängematte für das nackte Kind.

Eine Hand unter dem Kopf des Kindes;

die andere, wie eine Schale,

schöpft das Wasser und läßt es sanft über den kleinen Körper fließen.

Manchmal spreizt sie die Finger dieser Hand, die ihr als Schale dient.

Sie weist das Wasser zurück.

Sie will nur Wasser - nur reines Wasser, um ihr Kind zu waschen: Das Kind ist tot.

(evtl. dt. Text mischen mit Klang 11, Version ohne Text 3´51 - 5´20)

Eine Frauenstimme berichtet vom Schicksal einer Frau, die im Kriege ihr kleines Kind verloren hat. Iannis den Worten heftige, an stürmisches Wasser erinnernde elektronische Geräusche unterlegt.

Z: 5´17 - 6´56

5´17 el 11 - 5´48 Accroupie.. - 6´15 mort - Ende stark geräuschhafte Klangfläche 6´56

Francoise Xenkais disponiert ihren Hörspietext für zwei Frauenstimmen und zwei Männerstimmen. Wen die beiden Männerstimmen erstmals eingeführt werden, bezieht der Hörer sie zunächst auf die Figuren der beiden jungen Freunde, die im Kriege sich verloren haben und wiederfinden wollen. Die Texte sind allerdings so geschrieben, daß die Illusion von Sprechrollen auf der unsichtbaren Bühne nicht aufkommt: Sie wechseln zwischen Bericht und direkter Rede. - Bei den Frauenstimmen läßt die Loslösung von der traditionellen dramaturgischen Disposition von Sprechrollen sich noch deutlicher erkennen: Beide Frauenstimmen sprechen vom Krieg allgemein, von Ereignissen des Krieges, sogar von der Geschichte der beiden jungen Soldaten. Wenn aber später eine der beiden Frauenstimmen die Geschichte von der Mutter mit dem toten Kind erzählt, ändert sich die dramaturgische Disposition nochmals: Man hört jetzt Abschnitte aus zwei Geschichten, erzählt im Wechsel zwischen einer Männerstimme und einer Frauenstimme: die Geschichte der beiden jungen Männer und die Geschichte der verstörten Mutter des toten Kindes. Die Frage danach, wer spricht, verbindet sich hier mit der Frage, von welcher der beiden Geschichten die Rede ist.

dt. entspr. 6´56 - 8´16

Sprecher 2: 19´´

Ich marschierte, und ich sagte mir:

Wenn er da ist, hauen wir zusammen ab.

Irgendwie werden wir schon desertieren. Die anderen sollen das nennen, wie sie wollen. -

"Du bist ja total verrückt!"

Er war immer der Verrücktere von (uns) beiden.

Dann habe ich ihm meine Hand auf die Stirn gelegt,

und mit dem Zeigefinger habe ich ihm auf die Schläfe gedrückt.

"Du bist total verrückt" - und ich lachte ihn an.

Sprecherin 1: 25´´

Sie singt -

und dabei kämmt und streichelt sie sanft

die kleinen Seidenharre, die immer noch wachsen,

und ihre Hände sind rot vom Blut, das aus dem kleinen Halse läuft.

Mehr gibt es nicht mehr von diesem Körper.

Und als die Leute, die das Dorf "säubern" sollten, auf sie zukamen,

hat die Frau immer noch weiter gekämmt und gesungen.

Ihre Augen blicken immer noch starr,

als die anderen ihr schon längst zu nahe gekommen waren:

Mit ihren Gewehrkolben, mit ihren Knien, mit ihren Gerüchen.

Sprecherin 1: 8´´

Die beiden Abkommandierten brauchten lange,

bis sie endlich den Befehl ausführten.

Z: 6´56 - 8´16

Je marchais... - 7´16 el 12 - 7´18 Chor 3 Vokalisen - 7´36 el 13 - 7´39 elle chante... -

8´03 el 14 - 8´11 les deux... - bis 8´16 (vor Einsatz neuer Klangfläche)

Die Entwicklung führt so weit, daß die Musik des Krieges sich auch im gesungenen Text von der begrifflichen Sprache löst: Die Chorstimmen, die zunächst einen lyrischen, auch in den Sprechstimmen vernehmbaren Text angestimmt hatten setzen später sogar mit Vokalisen, sogar mit exzessiv betonten Atemgeräuschen ein.

Z: 8´16 - 9´18

elektronische Klangfläche (ohne Text) Band ohne Text 5´58 bis 7´00

8´26 - 8´59 hinzugemischt:

Chorsequenz 4 mit Vokalisen und - am Schluß exzessiv gehauchten Atemgeräuschen

Die Sinnlosigkeit des Krieges wird deutlich im politischen Kontext: Das Elend hat selbst dann kein Ende, wenn die Oberen längst die Weichen für eine Feuerpause gestellt haben. Der einzelne bleibt allein - verraten von den Befehlshabern, seinen Erinnerungen ausgeliefert.

Sprecher 1:

33´´

Er hält an; er will und kann nicht mehr weiter -

seit seiner Kindheit hat er es schon verstanden, sich lautlos davonzumachen.

Jetzt - auf dem Marsch, der bis zum Morgengrauen dauern soll - hört er seine Chefs flüstern:

Da wären noch Hunderttausende von Menschen -

tagsüber eingekreist und im Feuer; nachts versteinert, ohne Nahrung, ohne Wasser.

Seit drei Tagen.

Die, die sie eingekreist hatten,

und die, die sie nicht unterstützt hatten

in dieser harten, strategisch aussichtslosen Schlacht -

beide Parteien würden zusammenkommen und einen Waffenstillstand abschließen.

27´´

Wenn es doch Kugeln aus Brot, Kanister aus Blut und Wasser regnen würde -

dann würden sie am Leben bleiben. -

Er hatte sich einreden wollen, das sei ein Mißverständnis;

aber über diese Dinge belog er sich selbst, schon seit langem.

Nein er hatte genau verstanden (es genau gehört). Genau verstanden. -

Und wenn er das dort wäre?

Im Sterben läge? Wegen Kälte, Hunger, Hitze?

Nein, er ist es nicht.

Z: 9´18 Il s´arrète... 9´51 el 16 - 9´52 Que des boules... ... pas lui 10´19

9´18 - 10´19 (evtl. weiter bis 10´44 el 17, darin 10´27-10´41 Chor 5)

Die grausamsten Textstellen sind einer Frauenstimme zugeteilt: Die Schilderung eines Nahkampfes, der zur sadistischen Hinrichtung perpertiert.

Sprecherin 1:

9´´

Vorgebeugt, auf den rechten Fuß gestützt,

das Gewehr auf dem Schenkel, den Körper aufrecht:

Dieser Mann, im Gleichgewicht mit sich selbst, lacht laut, aber angestrengt.

10´´

(Auch) das Bajonett, das an sein Gewehr geschraubt ist, sichert sein Gleichgewicht.

Das Bajonett, das schon die Kleidung über einem weißen Oberkörper durchstoßen hat.

Der Mann muß fest zustoßen.

9´´

Die Haut und das Fleisch sind hart.

Verkrampfte Kiefern, aufgeworfene Lippen -

er müht sich ab, und der Schweiß rollt ihm von den Schläfen auf die Wangen.

13´´

Der aufgespießte Mann ist bleich geworden.

Seine Hände sind auf dem Rücken gefesselt.

In einem lächerlichen Versuch der Verteidigung

hat er die Beine angezogen, die Muskeln gespannt -

mit offenem Mund, aber ohne irgendeinen Laut.

Und dann ein dumpfes Geräusch.

12´´

Der Schutzwall der Muskeln hat nachgegeben.

Das Blut und das Heulen spritzen zusammen.

Der mit dem Gewehr kann ihn jetzt mühelos durchbohren.

Sein Körper entspannt sich, er lacht.

10´´

Das Bajonett, das durch den Rücken gedrungen ist, hat die Hände des Besiegten befreit.

Er streckt einen Arm aus:

Er lebt noch, er will diesen Pfahl aus sich herausreißen.

Aber Blut strömt aus seinem Mund...

8´´

Ein anderer Soldat, der gerade nichts zu tun hat,

nagelt ihm mit dem Dolch die Hand auf die Brust.

Z: 10´44 (Arc-bouté...) bis 12´23 (... poitrine) oder evtl. 13´06 (el. 14, ab 12´30 mit Ch. 5)

Die beiden Männerstimmen werden zu Stimmen des Widerstandes gegen die sinnlosen Greuel des Krieges: Die beiden Freunde wollen nicht weiterkämpfen, sondern sich wiederfinden. Ihrer zunehmenden Bereitschaft zur Verweigerung folgt die Musik: Sie findet zurück zum Gesang, zur sprachlich und musikalisch artikulierten Totenklage.

dt. entspr. 13´06 - 14´06

Sprecher 1 und 2: 10´´

1: Und wenn das jetzt bald vorbei ist? Ich muß näher herankommen - aber wie?

2: Und wenn das jetzt bald vorbei ist? Ich muß näher herankommen - aber wie?

Sprecher 2 (Forts.): 14´´

Am Ausgang eines Dorfes hatten wir uns verloren.

Die Götter, die es nicht gab, waren so wütend,

daß sie die Leute denselben Krieg führen ließen, ohne sich zu sehen. -

Ich werde ihn am Geruch (seinen Geruch) wiedererkennen.

Wie lange ist das schon her? Er lag unter den Ziegen, und ich führte den Euter.

Z: 13´06 Mais alors... - 14´06 Ende Chor Ecoute... (beginnt 13´30)

vorher Textschluß 13´30 dirigeais le ...

Die Leiden des Krieges, die den Lebenswillen der Opfer zerstören, appellieren mit den Worten des Sprechtextes an die Musik, wenn diese im Gesang ein wichtiges Textwort aufgreift:

Mourir - sterben.

Sprecherin 1: 19´´

Haufen von lächerlichen Habseligkeiten liegen aufgeschlitzt an den Straßen.

Die Frauen liegen mit einem Tuch über dem Gesicht;

die Männer hocken da mit dem Kopf auf den Armen -

als wenn sie schon den Gnadenschuß im Nacken erwarteten.

Sie haben beschlossen, nicht mehr weiter zu gehen. Sie wollen HIER sterben.

Z: 15´10 ballots - 15´22 el 27 - 15´30 Ch 8 dazu - 11´37 Ende Chor

(bis hierhin herunterblenden - el geht noch weiter!)

Die beiden Männer, die als Kinder um die Wette getaucht hatten, werden im Krieg an den See abkommandiert. Ihre Erinnerungen vermischen sich mit ihrer aktuellen Situation.. Die beiden Frauenstimmen berichten: Jeder der beiden ist im Wasser. Jeder hofft, den anderen zu finden, wieder mit ihm vereint zu sein. Als sie glauben, sich endlich gefunden zu haben, trennt sie der Tod Sie finden sich wieder, aber eine Granate explodiert und zerstört das Glück des Wiedersehens. So mündet die Musik in einen letzten Klagegesang:

Les morts pleureront - die Toten werden weinen.

Der Chor schließt, wie er begonnen hat - mit einer Totenklage.

dt. entspr. 24´03 - 25´12

Sprecherin 1: 13´´

Wenn das Zeichen kommt, mache ich meine Granaten los und schwimme. -

Dann flogen die aufgescheuchten Vögel fort - drei.

Er ließ sein Gewehr im Wasser untergehen.

Jetzt schwimmt er und lacht darüber, wie unkoordiniert seine Füße sich bewegen.

Sprecherin 2: 7´´

Dieses Geräusch - er kennt es:

Der linke Arm, allzu stark angewinkelt und eigentlich zu tief im Wasser:

Er ist es. Er richtet sich auf und lacht.

Sprecherin 1: 20´´

Er ist es. Er richtet sich auf und lacht.-

Sie werden sich berühren, sich miteinander verbinden;

Hand an Hand, Körper an Körper werden sie abwärts tauchen, mit offenen Augen.

Dort werden sie den Wirbelwind der Tiefen sehen,

bis neun zählen, dann allein wieder aufsteigen -

alle beide; als Sieger, deren Sieg eigentlich gar nicht zählt (gar nicht wichtig ist).

Sprecherin 2: 10´´

Die Granate explodierte über ihnen.

Sie hatten Zeit, nachzudenken.

Der eine: So war es gut.

Der andere: Nein.

Z: Schluß ab take 48 Si il y a le signe... 24´03 bis 26´47 (Chor 10 Schluß ...pleureront)

"Pour la Paix" ist Musik des Krieges als Appell für den Frieden. Elektronische Klänge und Stimmlaute, Sprache und Gesang vereinigen sich hier in der Anklage einer Realität, die zu ändern wäre.

Z: Pour la Paix vollständig

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