| [Zurück] [Vor] [Hoch] [Startseite] | Index |
Rudolf Frisius
MUSIK UND ARCHITEKTUR
Beziehungen zwischen Musik und Architektur bilden sich auf verschiedenen Ebenen. Einerseits können Musik und Architektur funktionell aufeinander bezogen sein, wenn Musik für bestimmte Aufführungsorte komponiert wird oder umgekehrt für eine musikalische Aufführung adäquate Aufführungsorte gefunden werden müssen. Andererseits lassen Musik und Architektur sich strukturell miteinander vergleichen: Musik als in die Zeit projizierte Architektur, Architektur als "gefrorene Musik". Beide Aspekte können sich miteinander verbinden, wenn musikalische und architektonische Gestaltung direkt aufeinander bezogen sind - sei es im Zusammenwirken mehrerer Künstler, sei es in gesamtkünstlerischer Integration beider Bereiche, womöglich im oeuvre desselben Künstlers.
Musik und Architektur haben sich im 20. Jahrhundert in ihren funktionalen und strukturellen Wechselbeziehungen grundlegend verändert: Neuartige architektonisch gegliederte Musikformen finden sich beispielsweise in großen mehrsätzigen Zyklen neuer französischer Musik von Messiaen und Boulez bis zu neueren Großformen elektroakustischer Musik. Neue Möglichkeiten einer Musik im Raum, die zugleich auch neue architektonische Anforderungen stellt, hat Karlheinz Stockhausen entwickelt. Vor allem Iannis Xenakis hat entscheidende Beträge zur Veränderung des Verhältnisses von Musik und Architektur geleistet. Seine musikalischen Innovationen erscheinen vielfach in engen Wechselwirkungen mit seiner architektonischen Arbeit, die vor allem in den vierziger und fünfziger Jahren, während seiner Zusammenarbeit mit Le Corbusier, Aufsehen erregt hat. In späteren Jahren konzentrierte Xenakis sich auf integrative Vernetzungen der Klang-, Bild-, Licht- und Bauform-Gestaltung, in denen sich die musikübergreifenden Ansätze seines strukturellen künstlerischen Denkens besonders sinnfällig dokumentieren.
[Zurück] [Vor] [Hoch] [Startseite]
[Index] [Frisius-Homepage]