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Rudolf Frisius
JANUSKÖPFIGE MUSIKGESCHICHTE
Zum Verhältnis der allgemeinen Musikgeschichte
und der Entwicklung der elektroakustischen Musik im 20. Jahrhundert:
Konvergenzen und Divergenzen Kompositorische Profile Veränderungen des Musiklebens
Zentrale Neuerungen in der Musikentwicklung des 20. Jahrhunderts
sind die Entwicklung von Alternativen zur Dur-Moll-Tonalität in der ersten Jahrhunderthälfte
und die Entwicklung von Alternativen zur live-Musikpraxis
seit den Anfängen der elektroakustischen Musik.
Die erste Neuerung stellte den traditionellen Musikbegriff in Frage,
die zweite die Einheit der Musik selbst:
Unklar war und ist, ob und inwieweit die Möglichkeiten
der elektroakustischen Produktion, Verarbeitung und Verbreitung von Klängen
unter innermusikalische oder musikübergreifenden Aspekten beschrieben werden müssen,
ob und in welchen Fällen sie entweder einem speziellen Bereich der allgemeinen Entwicklung zuzuordnen oder als Phänome einer neu zu definierenden akustischen Kunst zu beschreiben sind
(ähnlich wie einige Jahrzehnte zuvor die Entwicklung des Films nicht nur bezogen auf andere, z. B. darstellende Künste, sondern als eigene Kunstgattung mit spezifischen Möglichkeiten der Produktion, Rezeption und Verbreitung vordringlich geworden ist). Die verschiedenen Möglichkeiten lassen sich aufzeigen im Vergleich von Komponisten, die entweder sich von der traditionellen Live-Musik mehr oder weniger vollständig lösten (z. B. Schaeffer, Henry und Bayle) oder sie mit Möglichkeiten der traditionellen Vokal- und Instrumentalmusik zu verbinden versuchten (z. B. Cage, Boulez, Nono und Stockhausen). Die Veränderungen lassen sich ablesen nicht nur an innermusikalischen Entwicklungen, sondern auch an neuen Kunstformen, für die Begriffe wie Radiokunst, Neues Hörspiel oder Ars acustica sich einzubürgern beginnen.
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