Dokument: Inhalt\ Musique Concrète\ 50 Jahre Musique concrete
[Zurück]   [Vor]   [Hoch]   [Startseite]        Index

 

3.22 50 Jahre Musique concrete


musica viva im Gasteig

50 Jahre Musique concrète

1948-1998

17.00 Uhr Vortragssaal/Gasteig

50 Jahre Musique concrète

Rudolf Frisius präsentiert konkrete Musik u. a. von Schaeffer, Boulez, Stockhausen und Varèse

und spricht mit Francois Bayle und Daniel Teruggi

über die musique concrète

und über die Werke, die in den beiden Abendveranstaltungen

im Carl-Orff-Saal präsentiert werden

.

20.00 Uhr und 22.00 Uhr Carl-Orff-Saal/Gasteig

50 Jahre Musique concrète

Groupe de Recherches Musicales, Paris

Lautsprecherorchester - Filme - Light design

20.00 Uhr

Pierre Schaeffer / Jacques Brissot

Objets animés (Belebte Objekte) (1958/1962)

Musik: Pierre Schaeffer 1958 (Etude aux sons animés)

Film: Jacques Brissot 1962

Bernard Parmegiani

De natura sonorum (Über die Natur der Klänge) (1975)

3 Sätze: ondes croisées - pleins et déliés - points contre champs

Jacques Lejeune

Trois apercus d´un jardin qui s´éveille (Drei Ansichten des erwachenden Gartens) (1984)

Deutsche Erstaufführung

Christian Zanési

Archéion II, les voix de Pierre Schaeffer (Archiv Nr. II: Die Stimmen von Pierre Schaeffer) (1996)

Pierre Henry

Le Microphone bien tempéré (Das wohltemperierte Mikrophon) (1950-1951)

3 Sätze: Micro rouge II - Tam Tam I - Dimanche noir II

Daniel Teruggi

Fugitives Voix (Flüchtige Stimmen) (1997)

Klangregie: Francois Bayle, Francois Donato, Daniel Teruggi

Light design: Pierre Gallais

Technik: INA-GRM, Paris

22.00 Uhr

Francois Bayle

Morceaux de ciels (Himmels-Stücke) (1997)

"Hommage" für Karlheinz Stockhausen zu seinem 70. Geburtstag

Deutsche Erstaufführung

Klangregie: Francois Bayle

Compositeurs à l´écoute (Komponisten auf dem Horchposten)

50 ans de musique au Groupe de Recherches musicales

Ein Videofilm von Robert Cahen mit Musik von:

Parmegiani, Schaeffer, Henry, Teruggi, Chion, Zanési, Stockhausen, Donato, Ferrari, Reibel, Malec, Dufour, Lejeune, Risset, Xenakis, Savouret, Schwarz, Bayle

Musik-Zusammenstellung: Christian Zanési

Jaques Brissot / Pierre Schaeffer

OBJETS ANIMÉS (Belebte Objekte)

1962

4´43´´

Film von Jaques Brissot (1962)

Musik von Pierre Schaeffer (Etude aux sons animés, 1958)

Jacques Brissot legt in diesem Film parallele Spuren:

Einerseits die Spuren der Objekte,

die der Maler Arman auf sinen Bildern herumwandern läßt;

andererseits die Spuren von ihm gefilmter Bewegungsvorgänge (Wellen, niederstürzender Schrott).

Der Film ist in gewissem Sinne eine Apologie der Bewegung,

die hier mit einer bis ins Extrem getriebenen Mikromontage dargestellt wird.

Einige Bildwechsel erfolgen in extrem kurzem Zeitabstand

(z. B. 1/24 sec., d. h. ein Schwellenwert unserer Wahrnehmung).

Die beiden Bildebenen sind kompositorisch miteinander verbunden,

wobei die Zeitstruktur durch die Musik der Etude aux sons animés (Etüde über belebte Klänge, 1958)

von Pierre Schaeffer fixiert ist.

PIERRE SCHAEFFER

(1910, Nancy - 1995, Les Milles)

Pierre Schaeffer ist vor allem als "Vater der konkreten Musik" bekannt.

Er ist aber auch ein ausgezeichneter Schriftsteller, ein Pionier und Veteran des Radios,

der Gründer und Leiter zahlreicher Institutionen wie z. B.

der Forschungsgruppe "Service de recherche" am französischen Rundfunk,

die er von 1960 bis 1975 leitete.

Überdies ist Schaeffer ein Theoretiker und Forscher,

dessen Untersuchungen sich auf audiovisuelle Kommunikatiion (Machines à communiquer),

aber vor allem auch auf Musik beziehen.

In diesem Bereich ist sein theoretisches Werk ebenso wichtig

wie das (nicht sehr umfangreiche) Repertoire seiner musikalischen Werke.

1934, nach dem Abschluß seiner polytechnischen Ausbildung, ging Schaeffer zum französischen Rundfunk, wo er 1944 ein Versuchsstudio für radiophone Ausbildung und Experimentalpraxis gründete. In diesem Studio brachte seine schöpferisch-experimentelle Neugier ihn 1948 so weit, die konkrete Musik zu erfinden. Über seine vielfältigen Versuche auf diesem Gebiet erzählt Schaeffer, nicht ohne Humor, in seinem Buch A la recherche d´une musique concrète.

Schon in den Anfangsjahren der konkreten Musik befaßte Schaeffer sich mit den Grundlagen der menschlichen Hörwahrnehmung und mit einer zugleich empirischen und strengen Methode, die Musik als Lautsprechermusik weiter zu entwickeln, deren Inkongruenz ihn zugleich fasziniert und erschreckt.

Seine zutiefst ambivalente Einstellung gegenüber dieser neuen Musik, der er selbst erfunden hat, hat sein musikalisches Schaffen und Denken stark geprägt.

Nachdem Schaeffer 1949 dem jungen Pierre Henry begegnet war, machte er diesen zu seinem Mitarbeiter und komponierte gemeinsam mit ihm mehrere Werke, darunter die berühmte Symphonie pour un homme seul (Symphonie für einen einsamen Menschen) (1949-1950), die sich als erstes klassisches Werk dieser Musik durchgesetzt hat. 1951 gründete er am französischen Rundfunk die Forschungsgruppe für konkrete Musik, aus der die Gruppe für musikalisches Forschungen GRM (Groupe de Recherches Musicales) hervorgegangen ist, die bis heute unter diesem Namen existiert. Die Forschungsgruppe GRM kümmert sich zunächst im teamwork um die gemeinsame Erforschung von Hypothesen ihres Gründers, um die Definition einer vom Hören ausgehenden "experimentellen Musiklehre" der gesamten Klangwelt und um die Infragestellung scheinbar bekannter Begriffe wie Musik, Hören, Klangfarbe, Klang etc. Der umfangreiche Traité des objets musicaux (Abhandlung über die musikalischen Objekte), den Schaeffer 1967 veröffentlichte, zieht eine eindrucksvolle Bilanz dieser Forschungsarbeit.

Nach der Veröffentlichung dieser Abhandlung übergab Schaeffer die Leitung der Forschungsgruppe GRM an Francois Bayle, und er konzentrierte sich danach hauptsächlich auf die Leitung der audiovisuellen Forschungsgruppe "Service de recherche", die er 1960 am Rundfunk gegründet hatte und deren Leitung er bis 1975, bis zur Auflösung des französischen Staatsrundfunks ORTF, behielt. Dann verlor er dieses Amt, und der "Service de recherche" wurde aufgelöst und durch audiovisuelle Institut INA (Institut national de l´audiovisuel) ersetzt.

Michel ChionBernard Parmegiani

DE NATURA SONORUM (Über die Natur der Klänge)

3 Sätze

1975

15´

Die Komposition De natura sonorum wurde 1975 als zweiteiliges Werk mit zwei mal sechs Sätzen uraufgeführt. Es gibt verschiedene kürzere Versionen, in denen einzelne Sätze entfallen, sowie eine Kurzfassung, die aus den letzten drei Sätzen besteht:

ondes croisées - pleins et déliés - points contre champs.

Ondes croisées (Gekreuzte Wellen)

2´01´´

Hörbare Schwingungen (von Pizzikatoklängen)

überlagern sich mit Schwingungsphänomenen, die auch visuelle Assoziationen wecken:

Vereinzelte, dicke Wassertropfen

über einer Klangfläche aus zahllosen kleinen, dicht massierten Tropfen.

Pleins et déliés (Fülliges und Feines)

4´49´´

Dieses Stück läßt sich hören wie eine klangenergetische Studie:

Körper geraten in Bewegung und prallen zurück - die Bewegungsenergie schwächt sich ab und verebbt.

Wuchtige, blasenartige Klänge verbinden sich mit zart bewegten Klangpunkten.

Points contre champs (Punkte gegen Felder)

8´31´´

In diesem Satz geht es um verschiedene Klanggewebe, die ein Netz - oder, um es in einem anderen Bild auszudrücken, ein Feld - durchdringen. Die Punktklänge, die anfangs die dominierende Klangebene bilden, werden gleichsam eingefangen und mehr und mehr absorbiert. So kommt es dazu, daß sich neue Figurationen durchsetzen: Ein Klangfeld - anschwellende, sich ausweitende Gesänge.BERNARD PARMEGIANI

(1927, Paris)

Bernard Parmegiani arbeitete zunächst als Toningenieur im Fernsehen. 1959 trat er der von Pierre Schaeffer begründeten musikalischen Forschungsgruppe GRM bei und wurde in der Folgezeit zu einem der wichtigsten Komponisten dieser Gruppe, der nicht nur zahlreiche Tonbandkompositionen für Konzertaufführungen realisierte, sondern auch Musiken für Radio, Fernsehen und Film (u. a. für Filme von Pierre Kast, Peter Foldès, Valerian Borowcyk, Jacques Baratier, Robert Lapoujade). In seinen ersten Jahren seiner Studioarbeit hat er auch anderen Komponisten assistiert (u. a. Iannis Xenakis).

In seinen eigenen Produktionen artikulirt sich eine Fülle wechselnder Ansätze - von der technisch virtuosen Verarbeitung vokaler und instrumentaler Klänge (auch in "gemischten" Musiken in der Kombination der Tonbandwiedergabe mit live-Partien) bis zu polystilistischen Versuchen der Verbindung elektroakustischer Klänger mit Elementen von Jazz, Pop und minimal music sowie zu audiovisuellen Experimental-Produktionen.

Wichtige Werke:

1962: ALTERNANCE (Beitrag zum CONCERT COLLECTIF des GRM)

1964: VIOLOSTRIES für Violine und Tonband

1966: INSTANT MOBILE, JASSEX

1967: CAPTURE EPHEMERE

1968: DU POP À L´ANE

1969: BIDULE EN RÉ, OUTREMER, POPECLECTIC, POP SECRET

1970: L´OEIL ÉCOUTE (Videofassung 1974), PONOMATOPÉES

1971: LA ROUE FERRIS

1972: ENFER (2. Teil der Komposition LA DIVINE COMÉDIE von F. Bayle und B. Parmegiani)

1974: PARADIS (mit F. Bayle; 3. Teil der Gemeinschaftskomposition LA DIVINE COMÉDIE)

1975: DE NATURA SONORUM

1976: DEDANS DEHOIRS

1977: DES MOITS ET DES SONS

1979: MESS MEDIA SONGS

1980: STRIES (Neufassung von VIOLOSTRIES, 1964)

1982: TUBA RAGA

1984: LA CRÉATION DU MONDE (CD-Fassung 1986)

1987/88: ROUGE-MORT

1988: DÉMONS ET DES MOTS

1991: LE PRÉSENT COMPOSÉ

1992: ENTRE-TEMPS

1996: SONARE

1998: CINQ INVENTIONS

Diskographie:

- LA ROUE FERRIS: Concert imaginaire INA C 1000

- DE NATURA SONORUM: INA C 30001

- VIOLOSTRIES / POUR EN FINIR AVEC LE POUVOIR D´ORPHÉE / DEDANS-DEHORS/

ROUGE-MORT/EXERCISME 3 / LE PRÉSENT COMPOSÉ: INA C 1012/13

- ENTRE-TEMPS: ORF Prix Ars Electronica

- DIVINE COMÉDIE (mit F. Bayle): Magison/INA-GRM 245372

- L´OEIL ÉCOUTE Agon PV 725002

Jacques Lejeune

TROIS APERCUS DU JARDIN QUI S´ÉVEILLE (Drei Ansichten des erwachenden Gartens)

1983

10´23´´

a) Harmonica de brume (Nebel-Harmonika)

Klimper-Klänge von Glas, Watte und Schaum, eine Wolke...

Klänge der leichten Berührung, des Streichelns, Plissierens (Faltenlegens), Reibens.

b) Ramages (Geplapper)

Rosenkränze, Radau, Kinderplappern, Geröll...

Durcheinanderrühren, fließen, umherirren, Verschiedenes miteinander vermengen

c) Silhouette de kiosque (Schattenbild eines Häuschens)

Graffiti, ein Umriß, Luftspiegelungen, eine vielfarbige Seidenfaser...

Schönschreiben, zittern, sich loslösen.JACQUES LEJEUNE

(1940, Talence)

Jacques Lejeune absolvierte seine musikalische Ausbildung in der Schola Cantorum (unter Daniel Lesur) und am Pariser Konservatorium (unter Pierre Schaeffer und Francois Bayle). 1969 trat der Pierre Schaeffers Forschungsgruppe GRM bei und spezialisierte sich in dieser Gruppe auf Beziehungen zwischen Musik und Bild (in Realisationen für Theater und Fernsehen). 1978 übernahme er die Verantwortung für die Pariser Computermusik-Ateliers des INA-GRM, wo er sich auch mit pädagogischer Arbeit engagierte. 1994 gründete er mit Francois Donato die Gesellschaft Paysaginaire für zeitgenössische Musik und ihre Interpretation. Diese Gesellschaft veranstaltete 1996 einen ersten Wettbewerb für die Interpretation elektroakustischer Musik.

Lejeunes Musik arbeitet mit Analogien und Doppelsinnigkeiten von Klangbildern, in denen Abstraktion und lebendige Konkretion miteinander vermischt sind. Viele seiner Kompositionen sind Vertonungen von (oft geistlichen) Texten.

In seinen ersten Tonbandkompositionen dominieren anekdotische und surrealistische Aspekte (CRI 1971, OEDIPE-UNDERGROUND 1973). In späteren Werken figurative Elemente, imaginäre Klanglandschaften - Klangszenen und Klangdekors - sowie charakteristische Leitmotive stärker in den Vordergrund (PARAGES 1973/74, BLANCE-NEIGE 1975, PAYSAGINAIRE 1977).

Überdies interessiert Lejeune sich für eine chaotisch-farbenreiche Bildersprache, für zielgerecht sich fortbewegende oder kreisende Formverläufe und für eine dramaturgisch wirkungsvolle Verwendung der großen dynamischen Archetypen; er distanziert sich also von flimmernden Klangbildungen und von miniaturartigen Klangbild-Strukturen (in Werken wie SYMPHONIE AU BORD D´UN PAYSAGE, 1981; L´INVITATION AU DÉPART, 1983; UNE DANSE MACABRE, 1986).

Lejeune bemüht sich in seinen Kompositionen um vielschichtige und vielfarbige Dichte (SYMPHONIE ROMANTIQUE, 1983; REQUIEM CANTUS TENEBRARUM, 1984) und um deutlich herausmodellierte Unterschiede der Tonlagen und der klanglichen Verlaufsformen (z. B. in LE CANTIQUE DE LA RESONANCE, 1985; LES PALPITATIONS DE LA FORET, 1985; MESSE AUX OISEAUX, 1986/87).

In Lejeunes oeuvre hat sich nach und nach eine Vermischung der verschiedenen Bereiche "reine, im Studio produzierte elektroakustische Lautsprechermusik / Instrumente / Stimmen / Mischungen verschiedener Klangquellen und Klangarten" ergeben. Dabei ging es um den Versuch, scheinbar unversöhliche Gegensätze zusammenzubringen: Die rohe Realität und die Abstraktion. Tier- und Menschenstimmen sind, in unterschiedlichen Stimm- und Klangraum-Wirkungen, wichtige Elemente seiner klangszenischen Sprache. Wenn man versucht, seine ästhetischen Ansätze zu klassifizieren, könnte man von einem "Farbgemisch" in seiner Gesamtkonzeption sprechen und verschiedenartige Unterscheidungen machen - entsprechend der Auwahl unterschiedlicher Sujets und Texte,;der Zweideutigkeit zwischen Bild und Figur; der Entwicklung von einer miniaturistischen, dem Modell von Naturlauten folgenden Klangkunst zu einem weiträumigeren, bewegteren Stil auf der Basis der großen dynamischen Archetypen:

1. Von der alltäglichen Klangwelt inspirierte Stücke

Verschiedene die menschliche Erfahrung prägende Klangbilder:

Traum - Glocken, Fanfaren, Eisenbahn, Maschinen -

Garten, Vogel, Schritte im Treppenhaus, Kinderlachen

2. Von Mythos und Märchen inspirierte Stücke

Der tiefe Wald - das bewegte Wasser - die Luft, der Vogelflug und der Flug des Ikarus

3. Von der Bibel und von der Liturgie inspirierte Stücke

Messen - Oratorien - Kantaten und Lamentos - Die Bilderwelt der Engel

4. Fantasien

Vogel-Porträts - Porträts von Vogel und Kind

5. BurleskenBestiarium - Schlemmerei - Erotomanie - Grotesken

6. Variationen

Etüden und Paraphrasen - Komponierte Metamorphose

Wichtige Werke:

1969: D´UNE MULTITUDE EN FETE

1970: PETITE SUITE, TERATOLOGOS, GÉODES

1971: CRI

1972: OEDIPE-UNDERGROUND

1973: SEPT PAROLES EN CROIX. Oratorium für Rezitator und Tonband

1973-1974: PARAGES

1975: BLANCHE-NEIGE

1976: PAISAGINAIRE für Flöten und Tonband, PAISAGINAIRE Nr. 2 für Tonband und Schlagzeug

1981: SYMPHONIE AU BORD D´UN PAYSAGE für Tonband und 3 Synthesizer

1982: SYMPHONIE ROMANTIQUE

1983: L´INVITATION AU DÉPART (4. Teil: Trois apercus du jardin qui s´éveille)

1984: REQUIEM "CANTUS TENEBRARUM"

1986-1987: MESSE AUX OISEAUX

1988: MARSEILLAISE AVEC CHOEURS ET PERSONNAGE

1989: LE CANTIQUE DES CANTIQUES; TROIS ETUDES POUR L´ESPACE DE DIFFUSION

1991: OPÉRA D´EAU

Diskographie (neuere Werke)

- L´INVITATION AU DÉPART: INA-GRM

- MESSE AUX OISEAUX: GMVL

- LE CANTIQUE DES CANTIQUES: INA-GRM

- ORAISON FUNÈBRE DE RENART / LA PETITE SUITE LAFORGUE /

LE PETIT CHAPON ROUGE: AGON

- POUR ENTRER ET SORTIR D´UN DONTE - L´EGLISE OUBLIÉE: INA-GRM

- CLIN D´OEIL À JEAN DE LA FONTAINE: MFA

Christian Zanési

ARKHEION II: LES VOIX DE PIERRE SCHAEFFER

1996

16´48

1996 haben, auf Initiative der Gruppe für Experimentalmusik in Bourges (GMEB), etwa hundert Komponisten Pierre Schaeffer gehuldigt. Für diese Gelegenheit habe ich einen kurzen, altmodischen Walzer geschrieben, dessen Thema die Kindheit ist(...)

Später habe ich weitergemacht: Die Eisenbahn, das Klangobjekt, der einsame Mensch, die Relativität in allen Dingen...

Ich wollte damit an diesen vielseitigen Menschen erinnern, der mit allen Registern und mit allen Stimmen spielt - an einen Mann mit vielen Gesichtern, die sich überlagern zu einer einzigen, einheitlichen Gestalt.

Ich habe, ähnlich wie in ARKHEION: LES MOTS DE STOCKHAUSEN (Archiv: Die Worte von Stockhausen) (1994-1995) dieses Werk mit Archivmaterial komponiert. (Archiv heißt auf griechisch arkheion.) Karlheinz Stockhausen war eine Art ferner und unzugänglicher Engel - die ideale Situation. Damals hatte ich nur eine einzige Sprachaufnahme verwendet.

Für Schaeffer, der mir mäher steht - ich habe seine Kurse im Konservatorium besucht und mit ihm mehrere Radiosendungen realisiert - habe ich hier und da mit Ausschnitte besorgt, die ich zufällig entdeckt hatte in der großen Menge der ihn betreffenden Archivmaterialien. Mit diesen Fragmenten - und mit dem Wust meiner Erinnerungen - wollte ich ganz einfach sagen, wie er - in einem merkwürdigen Widerspruch zwischen Enttäuschung und Erstaunen - diese immer noch aktuelle Erfahrung sah, die er uns vor fast fünfzig Jahren anempfohlen hat: Musik zu machen mit aufgenommenen Klänge.

PS: Dank an Michel Chion, der mir erlaubte, einige Worte zu verwenden, die Pierre Schaeffer in seinem Hörspiel LA TENTATION DE SAINT ANTOINE (Die Versuchung des heiligen Antonius) gesprochen hat.

Dank an Andréa Guinez, deren Lachen und deren Stimme manchmal die Worte Pierre Schaeffers begleiten.CHRISTIAN ZANÉSI

(1952, Lourdes)

Christian Zanési absolvierte seine musikalische Ausbildung zunächst an der Universität Pau bei Marie-Francoise Lacaze und Guy Maneveau, dann in Paris am Conservatoire National Supérieur de Musique in der Klasse von Pierre Schaeffer und Guy Reibel. Der Gruppe INA-GRM gehört er seit 1977 an. Er ist Mitbegründer der Gesellschaft Ars Sonara, die die auf elektronische Musik spezialisierte Zeitschrift Sonora Revue herausgibt. Er ist Mitglied des CMG (cabinet de musique généraliste).

Wichtige Werke:

1978: Èclisses

1979: La nuit rebis

1980: Trois devinettes à écouter pendant l´orage

1982: D´un jardin à l´autre

1983: Stop! L´horizon

1985: L´intime

1986: La traversée

1988: Profil Désir

1989: Courir

1990: Grand Bruit

1991: Intérieur Nuit

1993: Cello

1994-1996: Arkheion

1996: Toto-Valse

1997: Jardin public

Diskographie:

D´UN JARDIN À L´AUTRE (Ausschnitt): Concert Imaginaire INA C 1000

STOP! L´HORIZON / PROFIL-DÉSIR / COURIR: INA C 2001

GRAND BRUIT: Métamkine MKC 011

ARKHEION: INA E 5001Pierre Henry

LE MICROPHONE BIEN TEMPÉRÉ (Das wohltemperierte Mikrophon)

3 Sätze

1950-1951

"Le Microphone bien tempéré" war ursprünglich der Titel einer Sendereihe, die im Pariser Rundfunk der frühen fünfziger Jahre der Verbreitung der neuesten Produktionen der musique concrète diente. In Sendungen dieser Sendereihe wurden auch verschiedene Werke von Pierre Henry aufgeführt, von denen einige (1950-1952 entstandene) Stücke später zu dem Zyklus LE MICROPHONE BIEN TEMPÉRÈ zusammengestellt wurden. Einzelne Teile und zusammenhängende Versionen dieses Zyklus wurden später auch auf Schallplatte veröffentlicht. Die kurzen Stücke Micro rouge II, Tam Tam I und Dimanche noir II gehören zu den ältesten, 1950 und 1951 entstandenen Teilen dieser Suite.

Micro rouge II (Rotes Mikrophon II)

1951

2´30´´

Die beiden Sätze, die den Titel Micro rouge führen, sind die seltsamsten und rätselhaftesten des gesamten Zyklus. Micro rouge II führt uns im Fluge über Städte und Geister-Landschaften (wie in Murnaus Faust), die in deutlich "sichtbaren" Reiserouten bald sich entfernen, bald sich nähern. Hier sind wir nicht weit vom Stummfilm - von jener Kunst, die uns, in überraschender Entsprechung, an jene "blinde Musik" erinnert, die damals, in den frühen fünfziger Jahren, Pierre Henry zu komponieren wagte.

Tam Tam I

1950

4´28´´

Die Sätze, die den Titel Tam-Tam führen, bilden eine eigene Gruppe, in der das präparierte Klavier rein perkussiv verwendet wird und das rhythmische Element vorherrscht. In der klanglichen Grundschicht dieser Musik sind fortwährend Schlagzeugklänge zu hören. Andere Klangelemente kommen hinzu. Sie sind so spärlich eingesetzt, daß der Rhythmus zur Melodie wird, die sich mit dem Schlagzeug verbindet.

Dimanche noir II (Schwarzer Sonntag II)

1951

2´37´´

In Dimanche noir II gestaltet Pierre Henry einen üppigen Klangfluß, aus dem sich dann nach und nach eine leicht gefügte Musik herauslöst - eine Musik, deren Ironie uns bald in ihren Bann zieht. Ein Thema von Eddie Warner wird erkennbar. Zuerst erklingt es in Rückwärts-Wiedergabe, dann wird es auf die Füße gestellt. Dieses Thema evoziert den draufgängerischen Charme des Jahrmarkts.PIERRE HENRY

(1972, Paris)

Pierre Henry begann seine musikalische Ausbildung mit 7 Jahren. 1937-1947 war er Schüler am Conservatoire de Paris, vor allem in den Klassen von Olivier Messiaen (Harmonie, Analyse), Felix Passerone (Schlagzeug) und Nadia Boulanger (Komposition).

1944-1950: Instrumentalwerke

1945-1951: Tätigkeit als Orchestermusiker (Klavier und Schlagzeug).

Experimentelle Arbeit mit präparierten Instrumenten und neuartigen Klangerzeugern.

1948: Erste Filmmusik Voir l´invisible (Das Unsichtbare sehen),

realisiert mit experimentellen Klangerzeugern

1949: Begegnung mit Pierre Schaeffer

1949-1950: Realisation der Symphonie pour un homme seul gemeinsam mit Pierre Schaeffer

1950-1958: Leiter der musikalischen Produktion

n der Forschungsgruppe für konkrete Musik am Pariser Rundfunk

1958: Pierre Henry verläßt den Rundfunk und gründet sein eigenes Studio APSOME,

das erste Privatstudio für experimentelle und elektroakustische Musik.

In diesem Studio produziert Henry in alleiniger Verantwortung

und entwickelt dabei neue elektroakustische Produktionstechniken.

In unablässiger Arbeit schafft er eine völlig neuartige Klangwelt

in der Synthese neuer, ständig weiter entwickelter Technololgie mit klassischer Instrumentalpraxis.

Maurice Béjart kreiert 1955 seine Ballettfassung der Symphonie pour un homme seul.

In der Folgezeit produziert er 15 Ballette mit Musik von Henry.

Pierre Henry hat auch mit anderen Choreographen zusammengearbeitet:

Georges Balanchine, Carolyn Carlson, Merce Cunningham, Alwin Nikkolais, Maguy Marin.

Seit 1950 hat Henry zahlreiche Filmmusiken realisiert. Seine neueste Produktion ist Musik zu dem 1929 gedrehten Stummfilm L´homme à la caméra (Der Mann an der Kamera) von Dziga Vertov.

Henry realisierte multimediale Aufführungen in Zusammenarbeit mit den Plastikern Yves Klein, Jean Degottex, Georges Mathieu, Nicolas Schöffer.

1967-1980: 18 Schallplatten in der Sammlung "Prospective du XXIème siècle" (Philips

1982: Gründung des neues Studios SON-RÉ mit finanzieller Unterstützung des Kulturministeriums und der Stadt Paris.

Seit der Erfindung der musique concrète vor 50 Jahren beschäftigt Pierre Henry sich tagtäglich mit dieser Kunst, die die Konsequenz daraus zieht, daß - wie Olivier Messiaen erklärt hat - "die Musik niemals wieder mehr sein wird wie früher".

Pierre Henrys Repertoire umfaßt rund sechzig höchst verschiedenartige Werke.

Sie sind rigoros, vital, fantastisch, überdies sehr poetisch und - wie Henry selbst gern sagt

"eine natürliche Musik, eine Musik des Schicksals..."

Wichtige Werke:

1949-1950: SYMPHONIE POUR UN HOMME SEUL (mit Pierre Schaeffer)

1950: CONCERTO DES AMBIGUITÈS, MUSIQUE SANS TITRE

1950-1952: LE MICROPHONE BIEN TEMPÉRÉ

1953: LE VOILE D´ORPHÉE

1956: HAUT VOLTAGE

1960: ENTITÉ, FACIES

1961: LA NOIRE À SOIXANTE / GRANULOMÉTRIE

1962: LE VOYAGE. D´après le livre de morts tibetain

1963: VARIATIONS POUR UNE PORTE ET UN SOUPIR, LA REINE VERTE

1967: MESSE POUR LE TEMPS PRÉSENT, MESSE DE LIVERPOOL

1968: L´APOCALYPSE DE JEAN

1970: MOUVEMENT RYTHME ETUDE, FRAGMENTS POUR ARTAUD, GYMKHANA

1972: DEUXIÈME SYMPHONIE

1973: KYLDEX

1974: ENIVREZ-VOUS

1975: FUTURISTIE

1976: PARCOURS COSMOGONIE

1977: DIEU

1979: LA DIXIÈME SYMPHONIE DE BEETHOVEN (CD-Version 1986)

1980: LES NOCES CHYMIQUES

1982: PARADIS PERDU, JOURNAL DE MES SONS

1984: LA VILLE / DIE STADT

1988: LE LIVRE DES MORTS ÉGYPTIEN, CRISTAL/MÉMOIRE, AUTOPORTRAITS

1989: UNE MAISON DES SONS

1993: L´HOMME À LA CAMÉRA

1994: MALDOROR

1995: NOTATIONS SUR LA FONTAINE

1996: INTÉRIEUR EXTÉRIEUR

1997: ANTAGONISMES

Diskographie:

MESSE POUR LE TEMPS PRÉSENT / LE VOYAGE: Philips 412 706-2

VARIATIONS POUR UNE PORTE ET UN SOUPIR /

VOILE D´ORPHÉE: Harmonia mundi HMC 905 200

MESSE DE LIVERPOOL / PIERRES RÉFLÉCHIES: Mantra 023

APOCALYPSE DE JEAN: Mantra 08j0

CEREMONY: Mantra 017

MOUVEMENT-RYTHME-ETUDE: Mantra 024

LA DIXIÈME SYMPHONIE DE BEETHOVEN: Philips 420 636-2

LA VILLE. DIE STADT: Wergo 286 301-2

LE LIVRE DES MORTS EGYPTIEN: Mantra 043

L´HOMME À LA CAMÉRA: Mantra 082

INTÉRIEUR EXTÉRIEUR: Philips 462 132-2Daniel Teruggi

FUGITIVES VOIX

1997

16´

Die beiden unsichtbaren Akteure der Fugitives Voix haben mir liebenswürdigerweise ihre Stimmen zur Verfügung gestellt. Die Aufnahme ist neueren Datums, aber Jean Bollery hat mit mir schon vor sieben Jahren darüber gesprochen. Anna Maria Kiefer sagte mir vor vier Jahren: "Nimm meine Stimme auf. Du wirst sicher etwas mit der Aufnahme anfangen können." Wir haben dann etliche Klänge und Sequenzen aufgenommen - mit dem meisterhaften Gesang von Anna Maria und mit der präsenten, eindringlichen Sprechstimme von Jean. Dann haben beide ihre Rollen getauscht: Jean begann zu singen und Anna Maria zu sprechen.

Danach ging es darum, Techniken zu entwickeln, mit denen sich das reichhaltige Material der aufgenommenen Klänge ausfeilen, schneiden und montieren ließ. Es kam darauf an, daß die Klangelemente, die mir für meine Arbeit wichtig erschienen, deutlich hervortreten und so zum Klangmaterial meines Stückes werden konnten. Der spektrale Reichtum der beiden Stimmen, die Virtuosität ihrer Artikulation, ihr rascher Sprachfluß ebenso wie die ausgedehnten Klangprozesse, die sie produziert hatten: das waren die Elemente, mit denen ich die Produktion meiner Klänge organisieren und kontrollieren konnte.

Digitale Hilfsmittel des GRM aus verschiedenen Produktions-Generationen standen zur Verfügung, um die Klänge für dieses Werk zu produzieren: Logiciels 123, Syter, GRM Tools 1.51, GRM Tools TDM Plug-Ins 1 und 2. Sie wurden teils unabhängig voneinander, teils kombiniert verwendet. So ergaben sich vielfältige Möglichkeiten der technischen Verzweigung, um den Klang zu formen.

Die Stimmen artikulieren sich in sieben miteinander verbundenen Momenten. Sie sind flüchtig, weil man sie kaum identifizieren kann. Diese technisch verarbeiteten Stimmen erzeugen eine musikalisch-dramatische Entwicklung, die weit hinausführt über den ursprünglichen Kontext der stimmlichen Äußerungen.

Ich möchte Anna Maria Kieffer und Jean Bollery danken für das begeisterte Engagement, mit dem sie mir ihre Stimmen "geliehen" haben. Ich gebe ihnen diese Stimmen auf meine Weise zurück: Flüchtig.

Daniel Teruggi DANIEL TERUGGI

(1952, La Plata/Argentinien)

Daniel Terugge studierte Klavier und Komposition in Argentinien und Paris. Von 1981 bis 1984 war er Assistent in der Klasse für Komposition elektroakustischer Musik und musikalische Forschung am Pariser Konservatorium. Seit 1983 koordiniert er in der Gruppe GRM die musikalische Forschung und die Produktion, deren Leiter er seit 1997 ist. Teruggi leitet ein Seminar für computergestützte Komposition an der Sorbonne.

Neben reinen Tonbandkompositionen (u. a. ETEREA, AQUATICA, FOCOLARIA; TERRA; INSTANTS D´HIVER, VARIATIONS MORPHOLOGIQUES, VOIX FUGITIVES) hat Teruggi auch "gemischte", elektroakustisch-instrumentale Musik komponiert (u. a. E COSI VIA für Klavier und Tonband; LE CERCLE für Klavier, Flöte, Klarinette und Tonband; WINDTRIP für Saxophon, Tuba und Synthesizer DX 7, XATYS für Saxophon und Syter).

Diskographie:

E COSI VIA: Wergo Computer Music Currents 8, WER 2028-2

XATYS: Musidisc 244 432 (INA c 2000)

SYRCUS - SPHAERA: Musidisc 244 722 (INA c 1014)

MANO A MANO (mit Jean Schwarz): Musidisc 244 792 (Celia Records CL 9313)

VARIATIONS MORPHOLOGIQUES: Concord Agon PV 72 5003

INSTANTS D´HIVER / SUMMER BAND: Musidisc 245 782 (INA e 5002)Francois Bayle

MORCEAUX DE CIELS (Himmels-Stücke)

1996-1997

26´30

Es gibt Sinnbilder höchsten Ranges. Das bekannteste und gelungenste Beispiel hierfür ist die Musik.

Ihr steht das Sinnbild des Himmels sehr nahe.

Man kann Verbindungen zu anderen Sinnbildern herstellen:

Das Licht, der Raum, der Engel,

die aufregende Wirkung der Wolken, der farbenprächtigen Wirbelstürme, der Morgenröten -

oder auch des Unsichtbaren, des Jenseitigen.

Wie könnte man gefühllos bleiben gegenüber so vielen Verlockungen unsichtbarer Klänge?

Ich werde mich all dem nur Stück für Stück nähern...

Diese Meditation über das Geheimnis der Qualitäten und der Farben

möchte ich meinen Lehrern aus der Zeit um 1960 widmen,

Olivier Messiaen und Karlheinz Stockhausen.

Francois BayleFRANCOIS BAYLE

(1932 Tamatave/Madagaskar)

Francois Bayle lebte bis zu seinem 14. Lebensjahr in Madagaskar (auf den Komoren-Inseln). 1946-1954 studierte er in Bordeaux Literatur und Mathematik. In dieser Zeit begann er seine musikalischen Studien als Autodidakt. Seit 1955 lebt Bayle in Paris. Seit den späten fünfziger Jahren hat er Kontakt mit führenden Exponenten der Neuen Musik gefunden, beispielsweise mit Olivier Messiaen (dessen Analyseklasse er 1959 besuchte) und mit Pierre Schaeffer (in dessen Forschungsgruppe er 1960 eintrat). 1961 besuchte Bayle einen Kompositionskurs Karlheinz Stockhausens auf den Darmstädter Ferienkursen; in den folgenden Jahren fanden auf seine Initiative mehrere wichtige Stockhausen-Aufführungen in Paris statt. 1962-1963 beteiligte Bayle sich am CONCERT COLLECTIF zusammen mit anderen Komponisten seiner Forschungsgruppe (Parmegiani, Ferrari, Malec, Canton, Tuong, Carson). 1966-1997 war er musikalischer Leiter der Gruppe GRM. Seit 1997 arbeitet Bayle in seinem eigenen digital-nultiphonen "Studio Magison".

Die Phasen seiner kompositorischen Entwicklung beschreibt Bayle als "Utopien der Erforschung der Genese der Formen und Klangbewegung, der Grammatik ihrer Gestaltung, ihrer Beziehung mit den Ereignissen der physischen und psychischen Welt".

In der Abfolge seiner wichtigsten Werke lassen sich verschiedene Entwicklungsabschnitte unterscheiden:

- 1963-1966: Konzentration auf die Kombination von Instrumenten und Tonband

und auf die elektroakustische Verarbeitung instrumentaler Klänge

(u. a. in L´OISEAU CHANTEUR für Tonband; ARCHIPEL für Tonband und Streichquartett;

PLURIEL für Tonband und 17 Instrumente)

- 1967-1970: Erforschung des Klangraumes:

Neue Klang- und Raumwirkungen

(z. B. basierend auf Außenaufnahmen:

Fabrikgeräusche in ESPACES INHABITABLES, Klänge einer libanesischen Grotte in JEITA)

- 1970-1972: Erforschung des Hörraumes:

Neue Techniken der Klangproduktion - Neue Formprozesse

(z. B. L´EXPÉRIENCE ACOUSTIQUE I-V)

- 1973-1975: Neue Kompositionsprinzipien der akusmatischen Musik (Lautsprechermusik)

(z. B. VIBRATIONS COMPOSÉES, GRANDE POLYPHONIE)

- 1976-1980: Neue Formprinzipien

(z. B. CAMERA OSCURA, ÉROSPHÈRE)

- 1981-1985: Kompositorische Erforschung neuer Technologien

(z. B. SON VITESSE-LUMIÈRE I-V, LES COULEURS DE LA NUIT)

- 1985-1988: Metaformale und metaphorische Musik

(z. B. MOTION-ÉMOTION, AER)

- 1988-1994: Neue Klangmittel

(z. B. THÉATRE D´OMBRES, FABULAE)

- 1994-1998: Multiphonie

(z. B. LA MAIN VIDE, MORCEAUX DE CIELS)

Diskographie:

L´EXPÉRIENCE ACOUSTIQUE: Musidisc 245 042

DIVINE COMÉDIE (mit Bernard Parmegiani): Musidisc 245 372

VIBRATIONS COMPOSÉES / GRANDE POLYPHONIE: Adda MGCB 0392

ÉROSPHÉRE: INA C 3002

SON VITESSE-LUMIÉRE: Musidisc 247 392

LE SOMMEIL D´EUCLIDE: Computer Music Currents 3, WER 2023-50

MOTION-EMOTION / LES COULEURS DE LA NUIT: INA C 1001

THÉATRE D´OMBRES: ORF Prix Ars electronica 1989

THÉATRE D´OMBRES / MIMAMÉTA: INA-GRM / ADDA MG CB 0291

FABULAE: Musidisc 244 732

LA MAIN VIDE: Musidisc 245 542Robert Cahen / Christian Zanési

COMPOSITEURS À L´ÉCOUTE - 50 ans de musique au Groupe de Recherches Musicales

(Komponisten auf dem Horchposten - 50 Jahre Musik in der Gruppe für musikalische Forschungen)

Im Jahre 1948 erfand Pierre Schaeffer die musique concrète. Dieser Ingenieur, Schriftsteller und Radioautor, der dann 10 Jahre später die Forschungsgruppe GRM (Groupe de Recherches Musicales) gründen sollte, war der erste, der erkannt hat, wie wichtig für die musikalische Entwicklung die Verwendung aufgenommener Klänge ist, die von ihrer ursprünglichen Klangquelle getrennt und kompositorische in neue Zusammenhänge einbezogen werden.

Die musique concrète (konkrete Musik) - die man manchmal auch akusmatisch, elektroakustisch etc. nennt - ist ein Beispiel musikalischer Erfindung, in der der Komponist direkt den Klang bearbeitet, also ständig hört, was er macht.

In dem Film Compositeurs à l´écoute lernen wir, in einer musikalischen Montage von Christian Zanési, 18 Komponisten und 18 Werke (in Ausschnitten) kennen, die aus dem 50 Jahre umfassenden Repertoire der Gruppe GRM ausgewählt wurden. Die Gesichter und Körper derer, die konkrete Musik gemacht haben und noch machen, und ebenso die höchst unterschiedlichen Maschinen, deren sie sich von der Anfangszeit dieser Kunst bis heute bedient haben (von den Schallplattenspielern bis zum Computer) bilden die visuelle Spur dieses Films.

Filmische Realisation: Robert Cahen

Produktion: FR 3 - INA

Christian Zanési

ARKHEION II: LES VOIX DE PIERRE SCHAEFFER

(Archiv Nr. II: Die Stimmen von Pierre Schaeffer)

1996

16´48

[Zurück]   [Vor]   [Hoch]   [Startseite]        [Index]   [Frisius-Homepage]