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1.2.1 BAKCHEN.DOC


Rudolf Frisius

Iannis Xenakis: Bakchai - Les Bacchantes (1993)

Iannis Xenakis hat Musik zu der Tragödie "Die Bakchen" des Euripides geschrieben, in der die meisten chorischen Passagen und - an zentraler Stelle, zwischen dem dritten und vierten von fünf Chorliedern - ein Dialog zwischen der Hauptperson, Dionysos, und dem Chor vertont sind. Am Schluß der Komposition steht der kurze Lobgesang des Chores nach dem zweiten Botenbereicht, der den Tod des thebanischen Königs Pentheus, des Frevlers gegen Dionyos, meldet.

Das Werk ist geschrieben für Solo-Bariton (Gesangsrolle des Dionysos; die fast drei Oktaven umspannende Partie kann notfalls auch auf eine Frauen- und eine Männerstimme aufgeteilt werden), zwei Chorgruppen (deren Sänger an einigen Stellen auch Maracas zu spielen haben) und kleines Orchester (3 Holzbläser: Piccoloflöte, Oboe, Kontrafagott; 3 Blechbläser: Trompete, Horn, Posaune; 3 Schlagzeuger). Der Chor ist im einfachen, quasi-archaischen zweistimmigen Sathz komponiert, der sich eng an den Rhythmus des Textes anlehnt und dessen wichtigste Tonhöhen als verlängerte Haltetöne von Orchesterinstrumenten übernommen werden, während die drei Schlagzeuger kontrastierende rhythmische Figuren beisteuern. Selbständige Orchesterpassagen finden sich nur zu Beginn des Stückes und in kurzen Zwischenakzenten, die mit der Kennzeichnung "Anachrousis" ("Auftakt") bei wichtigen Zäsuren eingefügt sind. Das von den Chorstimmen beherrschte Satzbild prägt weite Teile des Stückes. Allerdings wird es an einer wichtigen Textstelle aufgebrochen - kurz vor Schluß des Stückes, wenn der Chor den Gott Bakchos (Dionysos) zur Rache am frevelnden König aufruft.

Auch im Zentrum des Werkes ändert sich das Satz- und Klangbild: Dionysos (Bariton-Solo) singt in weit ausgreifenden, zickzackförmig auf- und abgleitenden Glissandi, begleitet von Akzenten des Orchesters (der Tonhöheninstrumente und der drei Schlagzeuger; auch der Maracas, die von den Choristen gespielt werden). Eine markante Schlagzeugfigur kündigt die Antwort der Chorsänger an, in der (ebenso wie auch in den anderen Teilen des Stückes) das zweistimmige Satzbild mit instrumentaler Begleitung vorherrscht. - Der Wechsel zwischen dem ekstatischen Glissando-Sologesang des Dionysos und dem herb-strengen Chorgesang bestimmt auch den weiteren Verlauf, in dem sich die instrumentale Begleitung mit ihren Akzenten, ihren Tongruppen und Schlagzeugfiguren mehr und mehr und mehr durchsetzt, was schließlich, nach einer längeren Passage mit dominierendem Chorsatz kurz vor Schluß, zu einem knappen, markant akzentuierten Instrumental-Abschluß dieses Mittelteils führt, der im Gesamtzusammenhang des Werkes dem dramatischen Höhepunkt bildet.
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