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Rudolf Frisius
Iannis Xenakis: Pléiades
Z: Mélanges vollständig oder längerer Ausschnitt von Anfang Percussions de Strasbourg 8´48
Pléiades ist eine Komposition für sechs Schlagheuger, die Iannis Xenakis im Jahre 1978 für die Gruppe "Les percussions de Strasbourg" geschrieben hat. Das Werk hat vier Sätze, die sich durch verschiedene Klangfarben und instrumentale Kombinationen voneinander unterscheiden. Drei der Sätze beschränken sich auf einzelne Klanggruppen, die jeweils im Satztitel angegeben sind: Métaux (Metallinstrumente) - Peaux (Fellinstrumente) - Claviers (Stabspiele; d. h. Xylophone und Marimbas, also Schlaginstrumente mit bestimmter Tonhöhe). Der vierte Satz kombiniert diese drei Klanggruppen. Er führt den Titel Mélanges (Mischungen). Gemischt, miteinander kombiniert, sind in diesem Satz nicht nur die Instrumentengruppen, die man aus den drei anderen Sätzen kennt, sondern auch charakteristische musikalische Gestalten, die Xenakis dort mit diesen Instrumenten darstellt. Der Satz MÉLANGES zieht also gleichsam ein Fazit der Klangkonstellationen und der Klanggestaltungen des gesamten Stückes. Trotzdem hat Xenakis nicht verlangt, daß dieser Satz am Schluß des Stückes stehen muß. Im Gegenteil: Es ist möglich, das Stück in verschiedenen Abfolgen der Sätze aufzuführen, wobei z. B. der Satz MÉLANGES (mit seinen Mischungen aus den drei übrigen Sätzen) auch am Anfang stehen kann. Dann beginnt das Stück mir rasch wechselnden Klangkonstellationen, die im späteren Verlauf, auf verschiedene Sätze verteilt, wesentlich breiter ausgeführt werden.
Der Satz MÉLANGES beginnt mit einer einzigen Instrumentengruppe: Mit den Metallinstrumenten. Alle 6 Spieler spielen hier streng synchron, mit denselben Auf- und Abwärtsbewegungen der aufeinander abgestimmten Metallinstrumente. Für alle 6 Stimmen ist in den Anfangstakten genau dassselbe notiert; dennoch klingen die 6 Partien unterschiedlich, weil die Metallplatten der verschiedenen Spieler unterschiedlich gestimmt sind. So entsteht ein dichtes Knäuel von Klängen, die sich im Tonraum aufwärts und abwärts bewegen, in raschen rhythmischen Pulsationen.
Z: take 2a: Mélanges Anfang (Metall) Kroumata. 17´´ rasche Pulsationen, bis Pause
Jeder der 6 Spieler verwendet Metallplatten in 19 verschiedenen Tonlagen. Diese Tonlagen müssen so festgelegt werden, daß niemals bei zwei verschiedenen Spielern dieselbe Tonhöhe erklingt. So erklärt sich, daß dichte Harmonien selbst dann entstehen, wenn für alle Spieler dieselben Tonbewegungen vorgeschrieben sind. Die Instrumente, die Tonhöhen und die Intervalle sind in der Partitur nur annähernd und in relativen Abstufungen festgelegt. Deswegen können die Passagen mit Metallinstrumenten in verschiedenen Aufnahmen durchaus unterschiedlich klingen.
Z: take 2b Mélanges Anfang (Metall) 17´´ Strasbourg
möglichst SWF 1979, evtl. CD
Die raschen, quasi im Unisono gespielten Tonbewegungen der Metallinstrumente bilden gleichsam die Einleitung oder den akustischen Vorhang zu dem Satz MÉLANGES. Nach dieser Eröffnung folgt, deutlich abgetrennt mit einer Pause, ein Abschnitt, in dem sich verschiedene Klanggruppen miteinander verbinden.
Z (2mal kopieren): take 6 Mélanges T. 5-10 (Stabspiele, später außerdem Metallinstrumente)
anfangen bei Pause, aufhören vor Einsatz der Fellinstrumente
Der zweite Abschnitt des Satzes beginnt mit dem Einsatz einer neuen Klangfarbe: Drei Stabspiele setzen ein - Vibraphone mit klar erkennbaren Tonhöhen, die sich deutlich unterscheiden von den eher diffusen Metallklängen, mit denen das Stück zuvor begonnen hat. Die drei Vibraphonspieler beginnen streng synchron, mit Tonwiederholungen.
Z take 4 Anfang: Mélanges 2. Abschnitt Anfang: Claviers repetierter Dreitonakkord 22´´-25´´
Schon nach wenigen Sekunden löst die Synchronisation sich auf: Jeder der drei Spieler setzt das Begonnene fort in einer anderen Geschwindigkeit.
Z take 4 vollständig: Mélanges 2. Abschnitt Stabspiele 22´´ - vor 28´´
aufhören vor Einsatz Metallinstrumente
Die drei Vibraphonspieler spielen rhythmisch unabhängig voneinander. Dennoch bleibt der Zusammenhang zwischen ihren Partien gewahrt: Alle spielen, ziemlich leise, Töne in mittlerer Lage, die in gleichen Abständen aufeinander folgen und offensichtlich derselben Tonleiter angehören. So entsteht im Spiel von drei Schlaginstrumenten eine komplexe, aber gleichwohl prägnante Tonstruktur. Später kommen drei weitere Schlaginstrumente hinzu: Man hört einfache rhythmische Muster in den Metallinstrumenten.
Z take 6: Mélanges Abschnitt 2, T. 5-10, 22´´-51´´: Stabspiele, später Metall dazu
aufhören vor Einsatz Fellinstrumente
Am Anfang dieses Abschnittes sind die Stabspiele zu hören - mit Repetitionen und komplex geschichteten, hin und her wandernden Tönen. Was hier nur kurz angedeutet wird, erscheint breiter ausgeführt in einem anderen Satz des Werkes, wo ausschließlich Stabspiele verwendet werden: In Repetitionen und in dichten Schichtungen (anfangs mit ruhig fortschreitenden Tönen, später rasch aufschießend).
Z take 5: Claviers 4´53 - 6´09.
Repetition - ruh. auf- und absteigd. Töne, asynchron - Tonschwarm (aufsteigende Töne)
Schluß abschneiden (Töne nach aufsteigendem Tonschwarm)
Im Satz CLAVIERS, der sich auf die Stabspiele beschränkt, finden sich ausgedehnte Prozesse mit wandernden und geschichteten Tönen. Elemente dieses Satzes finden sich, in der Kombination mit anderen Klanggruppen, auch im Satz MÉLANGES - dort allerdings nur in knapper Andeutung und im raschen Wechsel, oft auch in Überlagerung mit anderen Klangstrukturen. Dort kommt es weniger auf die einzelnen Gestalten und Formprozesse an als auf charakteristische Verbindungen zwischen den drei Klanggruppen: Die Metallinstrumente beginnen. Wenn einige Sekunden später erstmals die Stabspiele einsetzen, sind sie nur für kurze Zeit allein zu hören; schon nach kurzer Zeit kommt eine andere Klanggruppe hinzu, mit der zuvor der Satz begonnen hatte: Die Metallinstrumente. Kurz darauf erscheint die dritte Klanggruppe: Die Fellinstrumente.
Z Mélanges Anfang (Einführung der 3 Klanggruppen): T. 1-11 Ende, 56´´
aufhören vor Beginn Stabspiele ruhig (entspr. Anfang CLAVIERS)
Jede der drei Klanggruppen hat in diesem Satz ihr eigenes Gepräge - nicht nur in ihren Klangfarben, sondern auch in ihren musikalischen Gestalten. Dies verdeutlichen auch die prägnanten Unterteilungsrhythmen, mit denen die Fellinstrumente eingeführt werden.
Z take 7: Melanges Einführung Fellinstrumente T. 11, 51´´-53´´
aufhören vor Einsatz Stabspiele ruhig (entspr. CLAVIERS)
Auch die Fellinstrumente sind nur für kurze Zeit als isolierte Klanggruppe zu hören. Schon nach kurzer Zeit kommt wiederum eine weitere Klanggruppe hinzu - und zwar diejenige, die im vorausgegangenen Abschnitt dominiert hatte. Dann verbinden sich die Rhythmen der Fellinstrumente mit ruhig schreitenden Tönen der Stabspiele.
Z take 8: Mélanges T. 11 (Einsatz Fell) und T. 12 (Stabspiele dazu)
51´´ - 1´ aufhören vor Einsatz Metall (mit jambischen Rhythmen)
Die ruhig schreitenden Töne der Stabspiele, die Xenakis mit den Rhythmen der Fellinstrumente überlagert, erinnern an den Beginn eines anderen Satzes: Mit ihnen beginnt der Satz CLAVIERS - hier allerdings breiter ausgeführt und in stärkerer Veränderung, die sich rasch aus dem synchronen Zusammenspiel löst.
Z Anfang CLAVIERS take 9 17´´ oder evtl. längerer Ausschnitt
Anfang ruhiges Unisono - Übergang zur Axynchronität (rhy. Belebung und zunehmd. Geschw.
Die Klangschichtungen im Satz MÉLANGES können so weit führen, daß alle drei Instrumentengruppen gleichzeitig zu hören sind. Dies geschieht erstmals im dritten Abschnitt des Satzes. Am Anfang dieses Abschnits steht der Neueinsatz der Fellinstrumente. Wenig später setzen die Stabspiele ein, die zuvor im 2. Abschnitt neu erschienen waren. Als letzte Gruppe folgen die Metallinstrumente, die zuvor im 1. Abschnitt eingeführt und auch im 2. Abschnitt wiedergekehrt waren. Die Einsatzfolge der drei Klanggruppen ist jetzt also genau umgekehrt wie zuvor: Fell - Stabspiele - Metall.
Z: 3. Abschnitt Fell - Stabspiele - Metall: take 10. Takt 10-14, 51´´-1´10
aufhören am Ende des langsameren Metallrhythmus,
aufhören vor dem Neueinsatz des rascheren Metallrhythmus (ausblenden)
Im 3. Abschnitt des Satzes überlagern sich die drei Klanggruppen so, daß jede ihr eigenes Profil behält: Die lebendigen Figuren der Fellinstrumente - die ruhigen Fortschreitungen in den Stabspielen - die einfachen rhythmischen Muster der Metallinstrumente (abwechselnd ein mittellanger und ein noch längerer Anschlag). - Auch die rhythmische Figur der Metallinstrumente findet sich an anderer Stelle in wesentlich weiter ausladender Gestaltung, überdies mit anderen Gestalten kombiniert: Im Satz MÉTAUX.
Z: take 11 Métaux T. 30 regelmäßig - Verwandlung in Iambus bis T. 39
evtl. später anfangen, bei Einsatz des höheren Rhythmus kurz vor dem Iambus
In den ersten drei Abschnitten des Satzes MÉLANGES sind die drei Klanggruppen, die in den übrigen Sätzen voneinander getrennt bleiben, sinnfällig miteinander kombiniert: Jeder Abschnitt beginnt mit einer anderen Klanggruppe - zunächst Metall, dann Stabspiele, dann Fell. Jede Klanggruppe wird eingeführt und spielt dann auch im folgenden Abschnitt weiter - allerdings später einsetzend und mit anderen musikalischen Gestalten. Es ergeben sich also folgende Konstellationen:
1. Metallinstrumente
2. Stabspiele, später einsetzend Metallinstrumente
3. Fellinstrumente, später einsetzend Stabspiele, noch später einsetzend Metallinstrumente
Z: Mélanges Abschnitt 1-3
Anfang bis vor Neueinsatz der Fellinstrumente im 3. Abschnitt bis vor 1´13
evtl. vorher aufhören: vor 1´10 Einsatz der rascheren Rhythmen in den Fellinstrumenten
Nachdem die Klanggruppen der Reihe nach eingeführt sind, kommt es dazu, daß sie sich in Überlagerungen gleichsam vervielfachen: Von derselben Instrumentengruppe sind verschiedene musikalische Gestalten gleichzeitig zu hören. Überlagerungen verschiedener rhythmischer Modelle hört man zunächst bei zwei verschiedenen Fellinstrumenten, später auch bei drei verschiedenen Metallinstrumenten, dann bei zwei und schließlich drei Stabspielen.
Z: ab 1´10 Einsatz des rascheren Metallrhythmus: Schichtungen Fell, Metall, Stabspiele
(2. Schicht Fell ab 1´13, 3 Schichten Metall ab 1´45,
ausblenden ab T. 46 (Ende Fell) oder Schluß vor 3´27 (nur 1 Stabspiel und 1 Metall)
aufhören rechtzeitig vor Synchronspiel ab 3´40 Metall)
Der Formprozeß, von dem der gesamte Satz ausgeht, ist klar nachvollziehbar: Zunächst spielen alle dasselbe; später überlagern sich verschiedene Klanggruppen mit unterschiedlichen musikalischen Gestalten; danach überlagert sich Unterschiedliches selbst bei verschiedenen Spielern derselben Klanggruppe. Später wird diese Verdichtung und Aufsplitterung dann wieder reduziert, indem Instrumente aussetzen und die Entwicklung schließlich in ihr Gegenteil umschlägt: Die Vielschichtigkeit schlägt schließlich um in die Wiederkehr des Unisonos.
Z: Verdichtung - Rückführung zum Unisono
3´05 Einsatz Metall bis vor 4´25 (synkopischer Einsatz Stabspiele)
3´40 Unisono Metall (evtl. nur bis Schlußpause vor 3´58)
evtl auch 3´58 Unisono Fell, 4´13 neues Unisono Metall
Eine Quasi-Unisono-Musik, in der alle dieselben rhythmischen Strukturen und dieselben Tonbewegungen spielen, prägt den Höreindruck nicht nur zu Beginn des Stückes, sondern auch im Zentrum der Formentwicklung. Im 2. Teil des Stückes stehen demgegenüber vielschichtige Überlagerungen im Vordergrund. Die Entwicklung führt schließlich so weit, daß im letzten Abschnitt des Stückes alle sechs Spieler sich zusammenfinden in der gleichzeitigen Artikulation des Verschiedenen: Es überlagern sich Wirbel und Glissandi derFellinstrumente, auf- und absteigende Töne der Stabinstrumente und komplex geschichtete Rhythmen der Metallinstrumente. Die Formentwicklung mündet in einer vielschichtigen und gleichwohl prägnanten Gestalt.
Z: Schlußabschnitt ab 8´17 (nach Pause) bis 8´45
Im Gesamtzusammenhang der viersätzigen Komposition PLÉIADES erscheint der Satz MÉLANGES wie das Konzentrat des gesamten Stückes: Materialien aus den drei anderen Stäzen werden hier konfrontiert, konzentriert und integriert in dem Prozeß der Verschmelzung, der das ursprünglich Getrennte schließlich zusammenführt.
Z: Mélanges vollständig Kroumata take 16
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