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7.56 Ceci est un message


Das Stück heißt "... Ceci est un message" - "Dies ist eine Nachricht". Was dieser Titel bedeutet, wird dem Hörer im Stück selbst in einer anderen Sprache mitgeteilt: "This is a recording" - "Dies ist eine Aufnahme". Es geht um eine gesprochene Nachricht, die als Aufnahme zu hören ist - und zwar als Nachricht über Telefon, über den Anrufbeantworter.

Z: 1´04 This is a recording

Der frankokanadische Komponist Marc Tremblay hat ein Tonbandstück mit aufgenommenen Klängen und Telefonstimmen komponiert, das 1996 im Abschlußkonzert des internationalen Wettbewerbs für Tonbandmusik in der nordfranzösischen Stadt Arras zu hören war. Das Stück ist doppeldeutig: Einerseits läßt es als Musikstück hören, andererseits als anekdotisches Radiostück, das eine Geschichte erzählt. Wichtig ist, daß der Komponist sie niemals eindeutig auf eine der beiden Perspektiven festlegt. Es gibt Passagen, die auf die eine oder andere Weise gehört werden können, und an bestimmten Stellen ist zu hören, wie sich die Akzente vom Anekdotischen auf das Musikalische verschieben oder wie umgekehrt die Musik zur über Lautsprecher erzählten Geschichte wird - sei es im plötzlichen Wechsel, in der Montage, sei es in auskomponierten Überleitungen.

Doppeldeutig sind in dieser Musik nicht zuletzt die Klänge der Stimmen. Dies zeigt sich schon frühzeitig, nachdem man zum ersten Mal eine Frauenstimme gehört hat.

Z: 1´04 mit Fortsetzung - Verfremdung der Stimme durch Samples

Zu hören ist nicht, daß eine Frau spricht - daß etwa die live-Illusion einer Sprechszene erzeugt werden sollte. Schon nach wenigen Sekunden, bei der Fortsetzung des Stückes, erkennt man vielmehr, daß es hier um die Aufnahme einer Stimme und um ihre technische Verfremdung geht: Man hört nicht eine Stimme, sondern ich technisch konserviertes und manipuliertes Klangbild, als unsichtbare Hörkunst über den Lautsprecher.

Z: 1´04 mit Fortsetzung bis vor 2´13 (Hallo - Elektronischer Klang)

Die ersten Stimmlaute, die zu hören sind, stammen offensichtlich aus der Retorte - als Hörkunst mit aufgenommenen Stimmlauten. So ist rechtzeitig der Illusion vorgebeugt, daß hier ein Sprechstück inszeniert werden soll. Der Hörer wird es also mit der gebührenden Skepsis registrieren, wenn später nach der Frauenstimme auch eine Männerstimme zu hören ist: Man soll nicht einfach glauben, daß der Mann der Telefonpartner der Frau ist - denn man weiß ja, daß die Frauenstimme ein fiktives Studiogespräch ist, und man hört später auch, daß der Mann sich mit "Hallo" meldet - was ja nicht als Antwort zu verstehen ist, sondern als Beginn eines Telefongespräches.

Z: !´04 recording - Hallo

Schon zu Beginn des Stückes wird deutlich, daß hier mit fiktiven Telefonszenen gearbeitet werden soll - d. h. daß die Fiktion von Telefonszenen zugleich aufgebaut und wieder in Frage gestellt wird: Es klingelt mehrmals. Danach beginnt aber kein Telefongespräch, sondern es sind merkwürdige Geräusche zu hören - es entsteht gleichsam die Fiktion, daß das Telefon klingelt, daß jemand den Hörer abnimmt und statt eines Anrufes merkwürdige Geräusche und seltsame Musik über den Anrufbeantworter zu hören bekommt.

Z: Z: 0´bis vor 1´04 (hohe kurze Töne) Klingeln, Geräusche elektronische Musik (ausgeblendet)

Wer das Stück von Anfang an aufmerksam verfolgt, bekommt eine Telefonszene zu hören, bei der er schon frühzeitig erkennen kann, daß sie surrealistisch verfremdet ist. Der irreale Dialog zwischen Frau und Mann ist so unglaubwürdig, daß man es richtig zu deuten weiß, wenn sich später daraus imaginäre Telefonsex-Szenen entwickeln.

Z: Imaginärer Telefonsex

Das Stück endet damit, daß die Enthüllung der Fiktion in Szene gesetzt wird: Auf englisch und deutsch erfährt man, daß niemand da ist.

Z: nobody there
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